Interview mit Michael Schank von Gabriela Röthlisberger

Frühe Funde von Pfahlbauten bereits aus der Bronzezeit weisen darauf hin, dass Holz wohl das älteste Baumaterial der Menschheit ist. Aktuell gewinnen Holzwerkstoffe im modernen Bauwesen mehr und mehr an Bedeutung – forciert wird diese Entwicklung hauptsächlich durch die stetig zunehmende Bedeutung ökologischer Aspekte.

Was vor 25 Jahren mit einem kleinen Bus – vollgepackt mit Werkzeug – begann, hat sich bis zum heutigen Zeitpunkt zu einer renommierten Schreinerei im Walzwerk-Areal in Münchenstein entwickelt. Das eingespielte Team setzt sich aus zwölf Fachkräften sowie vier Lernenden zusammen.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Herr Schank, Sie sind staatlich geprüfter Holztechniker und bei der Stolz GmbH, einer klassischen Schreinerei, als Projektleiter sowie stellvertretender Geschäftsführer tätig. Das hört sich für mich nach Arbeit am Schreibtisch an. Liege ich da richtig oder halten Sie im handwerklichen Sinn doch noch täglich ein Stück Holz in den Händen?
Michael Schank: Leider haben Sie mit Ihrer ersten Vermutung recht (schmunzelt), denn die heutzutage notwendige Digitalisierung hält meinen Arbeitsalltag fest im Griff. Dabei verschlingt die Kommunikation mit unseren Kundinnen und Kunden sowie Lieferfirmen via Mobilphone und PC den Grossteil an Zeit, doch dieser unverzichtbare rege Kontakt
bereitet mir viel Freude. Letztendlich bin ich aber weiterhin in unserer Schreinerei von schönen Naturhölzern umgeben und in meiner Freizeit fertige ich mit grosser Begeisterung Möbel für meine Familie selbst.

Zum Werkstoff Holz fallen mir spontan Attribute wie ökologisch, nachhaltig, edel, zeitlos und vielseitig ein. Von welchen Säulen wird Ihre Passion für Holz, das
Multitalent der Baubranche, getragen?
Die von Ihnen genannten Attribute treffen die Vorzüge von Holz auf den Punkt. Aber um nun auf Ihre Frage zurückzukommen: Holz ist für mich ein «lebendiger» Werkstoff, denn jeder Baumstamm oder jedes einzelne Klotzbrett ist ein Unikat in Farbe, Textur und Eigenschaft. Wenn wir als holzverarbeitende Personen diese Komponenten mit Kompetenz und Freude in ein Möbelstück verwandeln, lebt der Werkstoff Holz als Unikat, beispielsweise in Form eines schönen Möbels, weiter.

Sie sind seit 2005 bei der Schreinerei Stolz an Bord – langjährige Mitarbeitende sind immer eine ausgezeichnete Referenz dafür, dass in einer Firma vieles bestens funktioniert. Was zeichnet die Stolz GmbH diesbezüglich aus?
Ja, das stimmt absolut. Rückblickend verging die Zeit wie im Flug – dies ist ja, wie allgemein bekannt, an besonders interessanten Orten oftmals der Fall. Was unser Geschäft im Speziellen ausmacht, ist, dass wir als Arbeitgeber sehr viel Wert auf gegenseitige Wertschätzung sowie Anerkennung, Authentizität und eine offene Kommunikation legen. Ebenso haben die Weiterbildung und die Aufstiegschancen unserer Mitarbeitenden einen hohen Stellenwert. Bei all dem hat das Zwischenmenschliche auch noch Platz – das sorgt für ein angenehmes Betriebsklima.

Was beinhaltet das Produktportfolio der Schreinerei Stolz?
Wir sehen uns primär als eine klassische Schreinerei, die noch fast alle seitens der Kundschaft gewünschten Schreinerarbeiten ausführt. Das heisst, man kann bei uns eine einfache Holzleiste mit Falz bestellen, einen komplexen Innenausbau mit Parkett, diversen Möbeln und Schränken nach Mass in Auftrag geben, die lang ersehnte Traumküche anfertigen lassen, alles selbstverständlich «made in Münchenstein». Hinzu kommen Beratungen bezüglich einer Haustürsanierung oder auch bei Flucht- und Brandschutztüren. Darüber hinaus bieten wir auch qualitativ hochwertige Holzfenster im Wiederverkauf an, was mittlerweile bereits seit 18 Jahren zum Portfolio unserer Schreinerei gehört.

Bedeutet das, dass kein Auftrag zu klein respektive zu gross für die Schreinerei Stolz sein kann?
Natürlich sind Grossaufträge aus wirtschaftlichen Gründen wichtig für uns, aber genauso froh und dankbar sind wir über die permanenten kleineren Aufträge, die das Tagesgeschäft in Schwung halten. Es liegt uns am Herzen, dass unsere Kundschaft in den Genuss eines Topservice sowie einer fachlichen und sauberen Ausführung der Arbeit kommt. Für unsere Schreiner*innen ist der Berufs- oder Handwerkerstolz eben eine Selbstverständlichkeit.

Hat sich die Schreinerei Stolz auf etwas spezialisiert?
Nicht im eigentlichen Sinne, aber wir sind stark an der Entwicklung einer eigenen Linie von Möbeln und Objekten aus unserer Designwerkstatt engagiert. Dort entstehen schlichte, formschöne und hochelegante Stücke für jeden Wohnbereich – wo immer Individualität und Funktionalität im Einklang sein sollen.

Um die Wünsche der Kundinnen und Kunden zur allseitigen Zufriedenheit verwirklichen zu können, braucht es sicherlich Beratungskompetenz und viel Fingerspitzengefühl. Was erachten Sie in diesem Zusammenhang als ebenso wichtig?
Ich denke, man muss den Kundinnen und Kunden aufmerksam zuhören, wenn sie uns ihre individuellen Bedürfnisse und Anliegen schildern. Es ist auch immer vorteilhaft, sich einen guten Überblick der örtlichen Situation zu verschaffen, damit wir gemeinsam mit unseren Auftraggebern das Objekt, das Möbelstück, die Küche, das Badezimmer oder die Haustür entwickeln können. Fachliches Know-how sowie ein umfangreiches Gestaltungsspektrum werden dann von unserer Seite eingebracht.

Das Wort «Fachkräftemangel» ist omnipräsent. Wie stark ist Ihre Branche davon betroffen?
Ein Mangel an Fachkräften ist so ziemlich in jeder Branche zu finden und leider Realität. Kürzlich habe ich gelesen, dass sich die Lage auch in diesem Jahr nicht wesentlich entspannen wird. Es ist schwierig, gute Fachkräfte zu finden – mit dieser Situation werden wir bereits seit mehreren Jahren konfrontiert. Unsere kontinuierliche Suche nach Personal nahm vor Kurzem eine positive Wendung: Wir sind fündig geworden, was uns ausgesprochen freut.

Die Stolz GmbH legt grossen Wert auf die Ausbildung von Lernenden. Welches sind Ihre Argumente, um junge Menschen zu überzeugen, eine Schreinerlehre
zu absolvieren?
Das ist richtig, was Sie sagen. Generell trägt sich die Zukunft in der jungen Generation weiter. Es ist wichtig, dass das Handwerk weiterhin Bestand hat, denn gute Handwerker*innen, vor allem in der boomenden Baubranche, werden dringend gebraucht. Ich muss erfahrungsgemäss sagen, dass das Interesse oder die Nachfrage zum «Schnuppern» bei uns in der Schreinerei Stolz eher gross ist, was für unseren Berufsstand doch noch hoffen lässt. Dies bietet für die potenziellen Lernenden eine gute Gelegenheit, um einen Einblick in den attraktiven und zukunftssicheren Beruf Schreiner*in zu erhalten. Ich denke, unser Verband VSSM ist da bestens engagiert und pflegt weitreichende Netzwerke, damit junge Menschen mit den notwendigen Voraussetzungen über den Schreinerberuf informiert werden können.

Sind in neuester Zeit bei der Verarbeitung von Holz irgendwelche Innovationen am Start, die klare Vorteile bieten?
Ja, da gibt es einige. In den letzten Jahren ist zum Beispiel die CNC-Technik stark überarbeitet und verbessert worden. Die Software und vor allem die Programmierung sind anwenderfreundlicher geworden – dies generiert eine Zeitersparnis und noch höhere Präzision in der Ausführung. Zahlreiche Handmaschinen haben ein Update bekommen, da fällt mir als Beispiel einer grossartigen Innovation die Oberfräse (Hand-CNC-Maschine) Shaper Origin ein. Auf der Baustelle lassen sich komplette Räume bei der Massaufnahme mit den entsprechenden neuen Tools auf ein Zehntelmillimeter exakt ausmessen und sofort in das CAD-Programm übertragen. Ich bin gespannt, was die Zukunft noch bringen wird!

Die Baubranche setzt immer mehr auf den wohl ältesten Werkstoff Holz. Wird sich dieser Trend Ihrer Meinung nach weiterhin so prägnant abzeichnen?
Ja, das kann ich mir vorstellen, denn Holz ist ein nachwachsender Rohstoff mit idealen Eigenschaften. Demgegenüber sind viele andere Baustoffe eine endliche Ressource. Heutzutage ist es möglich, sogar Hochhäuser komplett aus Holz zu bauen – der Trend wird meiner Meinung nach weiterhin wachsen und prächtig gedeihen.

STOLZ GMBH
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