Die Energie und Wasser Meilen AG musste im Winter 2018 die aus dem Jahre 1972 stammenden Stollenleitungen des Seewasserwerkes Meilen-Herrliberg-Egg sanieren. Betroffen waren die beiden Stollenleitungen Zone Büelen / Hohenegg und Zone See in den Durchmessern DN 250 mm und DN 400 mm sowie die Steigleitung Zone Büelen / Hohenegg in den Durchmessern DN 250 mm und DN 350 mm.
Hauptgrund der Sanierung stellte die starke Innenkorrosion der alten Stahlleitungen dar. So wiesen die Stahlrohre an der Innenoberfläche sogenannte Korrosionsmulden mit einer Tiefe von bis zu 4 mm auf, welche durch lokale Lochfrasskorrosion in ihrem Schadensausmass noch zusätzlich verstärkt wurden. Aufgrund dieser Schadensbilder war eine zeitnahe Sanierung der alten Stollen- und Steigleitungen unumgänglich.
Da die Stollenleitungen Zone Büelen / Hohenegg und Zone See von der mittleren Kaverne bis hoch zum Seewasserpumpwerk eine Steigung von rund 60 Prozent über eine Länge von 210 Metern aufweisen, wurde – vor allem aus sicherheitstechnischen Gründen – ein Rückbau der alten Stahlleitungen im Stollen nicht in Betracht gezogen. Unmöglich war der Rückbau der beiden Steigleitungen Au und Rein, da diese von der mittleren Kaverne 40 Meter vertikal hoch zur Erdoberfläche verlaufen. Somit begann die Suche nach einem geeigneten Innensanierungsverfahren der Stahlleitungen, welches den Anforderungen einer neuen Leitung entsprechen sollte und eine erwartete Mindestlebensdauer von 50–80 Jahren garantiert.
Das mit der Planung beauftragte Ingenieurbüro OGB Bauingenieure AG aus Meilen und die Energie und Wasser Meilen AG wurden bei der VKR Mitgliedfirma, der SIMONA AG Schweiz, welche für die Innensanierung von Altrohrleitungen spezielle PE 100 Liningrohre herstellt und anbietet, fündig. Die SIMONA AG ist ein führender Hersteller von thermoplastischen Kunststoffhalbzeugen sowie von thermoplastischen Rohren und Formteilen im Bereich Ver- und Entsorgung. Die SIMONA PE 100 Liningrohre sind abgestimmt auf das sogenannte Reduktionsverfahren, auch unter dem Namen Swagelining bekannt.
Innovatives Verfahren
Das Reduktionsverfahren / Swageliningverfahren gehört zu den Reliningverfahren ohne Ringraum, der sogenannten «Close-fit»-Technik. Das Verfahren nutzt die Viskoelastizität von Polyethylen (PE) und richtet sich nach dem DVGW Arbeitsblatt GW 320-2 und der SVGW Richtlinie W4. Beim Reduktionsverfahren wird ein PE-Liningrohr unter konstanter Zugspannung durch ein konisches Gesenk gezogen und durch Kaltverformung soweit im Aussendurchmesser reduziert, dass das Neurohr in das Altrohr eingezogen werden kann. Der Einziehvorgang wird beendet, wenn das im Aussendurchmesser reduzierte PE-Liningrohr in der Zielgrube angekommen ist. Nach Ende der Zugwirkung dehnt sich, durch
die Elastizität des Materials (MemoryEffekt), der PE-Liningrohrstrang wieder aus und legt sich ohne Ringraumbildung («close-fit») passgenau an die Innenwandung des Altrohres an.
Innovative Firmen
Die Sanierungsarbeiten der Stollen- und Steigleitungen des Seewasserwerkes Meilen-Herrliberg-Egg wurden von der Rudolf Frutig Leitungsbau GmbH aus Mühlethurnen / BE ausgeführt. Zusammen mit der SIMONA AG Schweiz hat die Rudolf Frutig Leitungsbau GmbH das Rohrreduktionsverfahren auf dem SchweizerMarkt implementiert. Die Rudolf Frutig Leitungsbau GmbH ist seit Jahren ein etablierter Anbieter von grabenlosen Rohrerneuerungsverfahren, wie dem Berst- und Reliningverfahren. Dafür stehen der Fa. Rudolf Frutig Leitungsbau GmbH ein auf das jeweilig angewandte Verfahren abgestimmter und vielfälltiger Maschinen- und Werkzeugpark zur Verfügung. Somit kann die Fa. Rudolf Frutig Leitungsbau GmbH Innen sanierungen von Altrohrleitungen im Reduktionsverfahren bis DN 600 mm ausführen.
Die technisch sehr anspruchsvolle Rohrsanierung im begehbaren Stollen des Seewasserwerkes Meilen-Herrliberg-Egg wurde innerhalb von rund drei Monaten durch die Fa. Rudolf Frutig Leitungsbau GmbH durchgeführt. Da während der laufenden Bauphase immer wieder mit nicht vorgängig plan- und abschätzbaren baulichen sowie maschinenbautechnischen Herausforderungen zu rechnen war, und diese unter dem Aspekt eines eng gesteckten Bauprogrammes sowohl konstruktiv als auch ausführungstechnisch zu überwinden waren, gilt es der Bauzeit von «nur» drei Monaten die Bestnote zu verleihen.
Sowohl das Ingenieurbüro OGB Bauingenieure AG als auch die Energie und Wasser Meilen AG sehen sich in Ihrer Entscheidung und vom Resultat der Baumassnahme bestätigt, die beschriebene Rohrinnensanierung im Reduktionsverfahren ausgeführt zu haben, und werden für künftige Sanierungsprojekte, wenn immer möglich, das Reduktionsverfahren anwenden.
www.vkr.ch