E-Bikes sind der Velotrend der letzten Jahre. Allein 2017 wurden knapp 90’000 in der Schweiz verkauft. Das Fahren mit elektrischem Antrieb hat viele Vorteile: Steigungen lassen sich leichter bewältigen, dem Gegenwind wird die Puste genommen und Pendler kommen nicht verschwitzt im Büro an. Es muss aber nicht immer gleich ein neues E-Bike sein. Oft ergibt es mehr Sinn, sein vorhandenes Velo mit einem Elektroantrieb nachzurüsten.

«energieRUNDSCHAU»: Sie machen aus alt, schnell, zum Teil sehr schnell. Wann ist bei Pendix die Idee geboren und wurde in die Tat umgesetzt?
Geri Bugmann: Die Pendix GmbH ist eine Ausgründung aus dem Unternehmen Herms Technologies. Herms Technologies beschäftigt sich hauptsächlich mit der Prototypen Entwicklung von Elektronikkomponenten wie Steuerungssysteme für den Motor Sport und Elektromotoren. Im Rahmen einer Projektarbeit mit einem namhaften Fahrradhersteller und tiefgründiger Recherche entstand die Idee eines nachrüstbaren Fahrradantriebs, der unabhängig vom Fahrradtyp, Schaltungs- und Bremssystemen montiert werden kann. Weitere Eigenschaften, die den Produkten der Mitbewerber gefehlt haben, waren unter anderem die Geräuschlosigkeit des Motors und der Erhalt des natürlichen Tretgefühls auch bei ausgeschaltetem System. Aus dieser Idee wurde 2013 das Unternehmen Pendix gegründet und das System 2015 auf dem Markt gebracht.

Sind die älteren Damen-Velos, 3 Gang, für ein Umrüsten auf E-Bike geeignet?
Wo wird der Batteriekasten platziert, ohne das Auf- und Absteigen zu stören?

Der Pendix kann unabhängig vom Schaltungssystem verbaut werden und das Velo sollte ein BSA Standard Tretlager haben. Das ist bei 80 Prozent der Velos der Fall und in den meisten Fällen fallen auch die Damen Velos darunter. Daher ist eine Umrüstung in Ihrem genannten Beispiel möglich. Ein Fahrradspezialist sollte den allgemeinen Zustand des Velos prüfen, damit eine sichere Nutzung gewährleistet ist. Ein Batteriekasten existiert im klassischen Sinne nicht. Die Batterie ähnelt einer stylischen Flasche und kann an den Befestigungspunkten für den herkömmlichen Flaschenhalter am Rahmen befestigt werden. Um das Aufsteigen in einem Damen Velo zu vereinfachen, ist eine Befestigung am Sattelrohr ebenfalls möglich. Sollten keine Trinkflaschenhalterpunkte vorhanden sein, bietet Pendix ein zusätzliches Haltersystem.

Sind billig Fahrräder, für eine Nachrüstung überhaupt tauglich? Meldungen über Rahmenstärke oder schlecht verschweisste Punkte sind doch mit gewissen Anbietern an der Tagesordnung. Wie stehen Sie zu diesen Problemen?
Wir empfehlen die Montage über den Fachhandel durchführen zu lassen, dort ist die Expertise vorhanden, den Zustand des Velos zu bewerten und dem Kunden ein fachmännisches Feedback zum Zustand des Velos zu geben. In Fällen mit Vorschädigungen und auffälligen Qualitätsmängeln am Velo ist von einer Nachrüstung abzuraten.

Welche Kriterien sind massgebend, wenn ich mein altes, nicht mehr taugliches Velo, 25 Jahre im Keller, nie mehr auf der Strasse gebraucht, in ein E-Bike umrüsten will?
Wenn Sie Ihr Fahrrad schon im herkömmlichen Sinne als nicht mehr tauglich einschätzen, ist von einer Nachrüstung abzusehen. Vorschädigungen wie Risse, Brüche, Verformungen an Teilen wie zum Beispiel Rahmen, Gabel, Bremse, Lenker, Vorbau, Felgen sind deutliche Zeichen, von einer Nachrüstung abzusehen. Sollten Teile verschlissen sein, welche durch Tausch erneuert werden können, wie zum Beispiel Bremsbeläge, Reifen und so weiter, kann das Velo so wieder in einen technisch sicheren Zustand gebracht werden, sodass eine Nachrüstung wieder denkbar ist.

Militär-Velo mit Rücktritt. In der heutigen Zeit ein Sammlerobjekt. Wie können Sie ein solches Gefährt zu einem E-Fahrrad umrüsten und es noch Strassentauglich machen? Benötigen Ihre Umbauten eine Abnahme durch eine Behörde?
In solchen speziellen Fällen ist es immer notwendig das Fahrrad durch den Fachmann individuell zu betrachten. Der Rück
tritt stellt kein Problem dar, weil der Pendix eDrive mit allen Bremssystemen kompatibel ist. Eine Abnahme durch Behörden ist für Pedelecs bis 25km / h in der Schweiz (und der EU) nicht notwendig, diese Pedelecs werden hinsichtlich der Strassentauglichkeit beziehungsweise -zulässigkeit wie herkömmliche Räder betrachtet, es sind also die gleichen Anforderungen zu erfüllen um im Strassenverkehr teilnehmen zu dürfen. Unabhängig davon hat der Hersteller eines Pedelecs, also derjenige der das Rad zum Pedelec umrüstet, eine Selbstverantwortung zur Prüfung und Kennzeichnung des Fahrrades, im Falle älterer Velos mit Rücktrittbremse sollte gründlich geprüft werden, ob die Bremsleistung für einen sicheren Stopp ausreichend dimensioniert ist.

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